Donnerstag, 1. September 2011

1.15.2 Burial - Burial


Ein unerwartet schwieriger Fall, den ich - trotz meines Hypes im Frühsommer - erst vor Kurzem richtig angehen konnte. Viele Versuche sich in dieses Debutalbum zu stürzen, schlugen fehl - es hat nicht gegriffen, ich habe nicht begriffen, es hat nicht neugierig gemacht. Und obendreien war ich - und bin ich, wohlgemerkt - mit dem zweiten Album Untrue dermaßen zufrieden, dass es gegen Ende des Jahres mit Sicherheit um den großen Preis meiner erfahrenen Alben 2011 mitkämpfen wird. Respekt ist Burials erstes Album trotzdem zu zollen, allein weil es als günstige Räuberleiter zum zweiten, international anerkannten, Erfolg diente.

Wie im bereits beschriebenen Album, hat man sich Burials Musik als einfach gestrickten Electronic vorzustellen. Was später genauso simpel wie genial wurde, findet in dieser Scheibe seine klar hörbaren Anfänge - es wurden weniger Lyrics verwendet, weniger unerwartete Rhythms dazwischen geworfen und einfach generell weniger mit Soundfiles experimentiert. So kommt es sehr oft vor, dass man sich ganzen Minuten lang einem einzigen blechernen Loop stellen muss, der von starker Einsamkeit erzählt und, wenn man erst einmal anfängt nachzudenken, einen mit geschlossenen Augen bis in den Himmel schweben lassen kann. Distant lights ist dafür ein gutes Beispiel. Es ist ganz klar einer seiner besten Tracks, doch die sind, wie gesagt, recht dicht angesiedelt.

Benicio Del Toros gottesfürchtige Worte aus dem Film 21 Grams (lustigerweise erst vor Kurzem gesehen), eröffnen die Scheibe auf den Punkt genau so düster wie sich der Künstler das vorgestellt hat. Inwiefern diese Worte zum Debstup-Erfolg führten, ist wohl einige Erklärungen wert, die er nur selber abgeben könnte. Nach wie vor zeigt sich Burial aber scheu und lässt lieber Beats für sich sprechen.
Um es kurz zu machen: Die Hammernummern sind auf diesem Album spärlich gesät worden. Ich komme nur knapp auf eine Hand voll echter Empfehlungen, denn alles was man hören muss ist auf Untrue unsterblich niedergeschrieben worden.
Doch überzeugt diese Platte durch Stimmung und Seele, die durchaus zu therapeutischen Zwecken eingesetzt werden können. Wer sich musikalisch behandeln lässt, sollte unbedingt mal mit den meisterhaften Kompilationen aus Destiny´s Child-, Ashanti- oder Brian Eno-Samples schlafen gehen. Es ist erstaunlich, wie viel Geist und Können in diesen paar Mixturen liegt.
Und sei es nur die Stimme von Schauspieler Forest Whitaker im besten Song des Albums: Gutted.

Gutted hat alles was Untrue auch hat, und das macht für mich den klaren Unterschied zum restlichen unspektakulären Großteil des Erstlingswerks - es ist wahrhaftig umwerfend entspannend. Als würdest du in musikalischem Wasser liegen und du spürst wie jede einzelne deiner Hautzellen auf diese Erfrischung reagiert. Burial sorgt für unsichtbares Leben im Ohr, das auf eine elektronisch Art unschwierig ist. Genau das, was man nach harten Arbeitstagen oder in Zeiten starken psychischen Drucks braucht. Die Musik arbeitet für dich an dir und reinigt den Geist von Sorgen, begrenzt ihn auf das Hier und Jetzt und das Wissen und die Freude sein eigener Mensch zu sein, der atmet und denkt.

Der Mensch hinter dem Künstler Burial hat es geschafft diese Reflexion in Tunes und Tracks zu bündeln, die jedermann hören kann. Er ist für mich ein wirklich begabter Künstler, der unter einer nicht so populären musikalischen Oberfläche zaubert. Und wenn dieses Album nicht so heraussticht wie der Nachfolger, dann ist das nicht nur ein Kompliment für ihn, sondern auch wahrscheinlich so gewollt.

Probiert Burial aus, es ist wirklich Musik in euren Ohren.

StrawHat
(fand auf Strawpinion seine esoterische Ader)
---------------------------------------------------------------
TRACKLIST & HIGHLIGHTS:

01 -
02 Distant Lights
03 Spaceape
04 Wounder
05 Night Bus
06 Southern Comfort
07 You hurt me
08 Gutted
09 Forgive 
10 Broken Home
11 Prayer
12 Pirates
13 -

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen