Donnerstag, 20. Oktober 2011

1.14 Arctic Monkeys


Break a mirror, role the dice,
run with sciccors through a chip pan fire fight,
go into business with a grizzly bear -
but just don´t sit down, ´cause I´ve moved your chair.*
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Im Juni diesen Jahres erkundigte ich mich bei zwei Freunden nach einer vierköpfigen Sheffielder Post Punk Revival-Truppe, die mir durch Zeitungsartikel erneut auffielen, obschon sie mir zuvor weder positiv, noch negativ, in Erinnerung geblieben waren:
"Sind die zu empfehlen? Ist der Sound eingängig? Wie ist das neue Album?"
Keine 24 Stunden später, konnte ich mich von dem musikalischen Internetphänomen der 2000er nurmehr zu den notwendigen Mahlzeiten und während der Arbeit trennen, da etwaige gesungene Gedichte - wie das über die Insaßen eines Riot Vans, oder die hoffnungsvolle Vermutung, dass ein bestimmtes Mädchen eine gute Figur auf dem Tanzboden machen würde -  wie frischer Rockwind auf mich wirkte, der zu einem Sturm avancierte und meiner Begeisterung für Rockmusik ein ganzes Jahr nach meiner revolutionären Led Zeppelin-Entdeckung endlich ein neues Gesicht verlieh.
Diese Band nahmen die ersten anderthalb Quartale des Jahres 2011, das für mich bis dahin sehr im Zeichen des Electronic stand, und zündeten sich damit ein Lagerfeuer an.
Ein Lagerfeuer, das einen Waldbrand innerhalb meiner innersten musikalischen Vorlieben zur Folge hatte, und bis zu dem Zeitpunkt, in dem ich diese Zeilen schreibe, nicht einen Quadratmeter Brandfläche einbüßen musste.
Die vier Sheffielder Briten tragen den Namen Arctic Monkeys, und sie kamen um mein Herz zu stehlen.

1 - A Certain Romance
"Have you been drinking, son?
You don't look old enough to me."
"I'm sorry, officer. Is there a certain age you're supposed to be?

´Cause nobody told me."
And up rolls the riot van,
and these lads just wind the coppers up. 

They ask why they don't catch proper crooks.
They get their address and their names took,

but they couldn't care less.**
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Tapes ihrer Auftritte wurden unter Fans in Lichtgeschwindigkeit weitergereicht und schon früh im Internet verbreitet bzw. via MySpace zugänglich gemacht. Lediglich drei Jahre trennten die vier Mitglieder der Band - Bassgitarrist Andy Nicholson, Gitarrist Jamie Cook, Drummer Matt Helders und Sänger, Gitarrist und Texter Alex Turner - von der Gründung der Formation, mit dem UK-weiten Durchbruch. Besonders die Fachmänner des britischen Magazins NME fanden großen Gefallen am Style der damals 19- bzw. 20-jährigen - ein großer Rückhalt, der sich nach vier erfolgreichen Alben bei weitem nicht ins Negative kehrte. Als der große Aufstieg rund um das, aus ihren Demos bestehenden, Debutalbum Whatever people say I am, that´s what I´m not für den bis dahin überzeugenden Mann am Bass schließlich zu viel wird, nimmt Kollege Nick O´Malley dessen Position ein und leistes ab dem zweiten Studioalbum ebenso großartige Arbeit.

Schon in der ersten Zusammenstellung ihrer Tracks, die von den Singles I bet you look good on the dancefloor und When the sun goes down angeführt wurde, beweist die Band unglaublich viel Reichweite in ihrer Kunst. Die bestechliche Offenheit des Genre Indie schenkt genau so weit Zuckerbrot, dass man von der ungezügelten Härte, die ihre Aussagen begleitet, überrascht und weggefegt wird. Und sollte es nach 3 1/2 Minuten nicht genug Rock in einem Song sein, geben sie sich 2-3 Sekunden Pause um sich ihre Stirn trocken zu wischen, und den Track hinterher gelassen in Grund und Boden zu spielen, um in diesem Zuge Meilensteine zu setzen.
Turners Fähigkeiten als Songtexter, die sich später auch in Zusammenarbeit mit Liveband-Unterstützung Miles Kane im großartigen Nebenprojekt The Last Shadow Puppets äußern werden würden, hauen von Sekunde 0 an hin und lassen kein Fleckchen Schwäche aufblitzen.
Nein, Schwächen zeigt kein Baustein der Arctic Monkeys. Vorallem in den ersten beiden Alben wird man gnadenlos mit den Ergebnissen großen Talents, gemischt mit viel Übung, beschenkt. Favourite Worst Nightmare, das 2007 auf den Markt kam, setzt in puncto Rockausdauer zudem dort an, wo der Vorgänger aufhörte. Post Punk Revival also, ein Begriff den man auch erst verstehen lernen muss, der den Scheinwerfer auf die vielseite Musikfabrik Großbritannien wirft und die Frage offen lässt, wie die mittlerweile international erfolgreichen Arctic Monkeys Superhits wie Fluorescent Adolescent, Brianstorm und Teddy Picker (einer meiner großen Lieblinge) noch toppen wollen.
Die Antwort ist gleichzeitig ein atemberaubender Stilwechsel.


2 - Cornerstone
Stop and wait a sec, 
oh when you look at me like that, my darling -
what did you expect?
I probably still adore you,
with your hands around my neck.
Or I did last time I checked.***
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Niemand Geringeres als Josh Homme, der mit Kyuss und den Queens of the Stone Age seine Position als Rockmusiker in dieser Welt schon ab den 90ern erfolgreich festigen konnte, nimmt sich 2008 der Band an und schlüpft in die mit James Ford, der etwaigen britischen Stars Rückendeckung gibt, geteilte Rolle des Producers, schraubte also direkt am Style der Gruppe und des kommenden Albums mit.
Auf eine Frage, die ihm in einem amerikanischen Radio-Interview gestellt wurde, ob er den Jungs ihre britische Sheffield-Attitüde erfolgreich austreiben konnte, begegnete er mit unpatriotischer Reinheit guter Erinnerungen: "Oh man, it was great. We spent most of the time in Joshua Tree and it was really cool to be present and watch them go nuts."
Das Ergebnis dieses Aufenthalts im heißen Kalifornien, war das herausfordernde Album Humbug, mit dem sich die Arctic Monkeys einer stilistischen Veränderung stellten, die ihren Sound viel langsamer und düster machte. Wenn man auf die Musikvideos der Gruppe zu sprechen kommt - zu denen richtig Starke zählen - sind es auch die damit unterstrichenen Singles My Propeller und Crying Lightning, die sich dieser neuen, bewölkten, Seite der Rocker anschließen.
Tracks wie Dance Little Liar bestechen durch musikalische Genialität, sodass man ihnen diesen Wandel nicht übel nehmen konnte. Eindeutig, ihre frische Indierock-Basis haben sie seit diesem Zeitpunkt vermissen lassen, und mit der 2011 erschienen (und größtenteils nur gelobten) Scheibe Suck it and see gingen sie für mich einen weiteren klaren Schritt zur Seite, wenn schon nicht zurück, aber Alex Turner scheint einem unermüdlichen Wasserfall zu erliegen, der artistisch aus ihm heraussprudelt, seine drei Kumpelz werden nicht minder immer beherrschter im Spielen ihrer Instrumente. Was für eine musikalische Zukunft erwartet sie also?

3 - If you were there, beware
With folded arms you occupy the bench like toothache.
Saw them, puff your chest out like you never lost a war.
And though I try so not to suffer the indignity of a reaction,
there was no cracks to grasp or gaps to claw.****

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Ich weiß mit Gewissheit, dass ich diese Gruppe mehr als im Auge behalten werde. Noch nie zuvor habe ich mir die Alben nach ersten Proben im Internet so schnell zugelegt, lange ist es mir nicht mehr widerfahren, so auf eine Band wie die Arctic Monkeys oder die Werke eines Musikers wie Turner einzustürzen ohne eine Chance entstehen zu lassen, davon los zu kommen. Auch wenn der Vergleich mit vielen Bands des Genres heutzutage noch schneller entsteht und man, wie dieser schöne Beweis zeigt, über die unentdeckten Größen verschiedenster englischer Gemeinden und was für Meisterwerke diese bereits komponiert haben könnten, jedoch versteckt halten, einen natürlich viel zu unklaren Überblick hat, muss man ihnen ihren Status und die Rechtfertigung ihres neues Styles gönnen - selbst wenn es neuerdings etwas in die Richtung Pop-Rock geht.
Es wäre aber auch nur einen Bruchteil so spannend, wenn jeder zweite Spieler einer E-Gitarre gleich zum Rockstar aufsteigt, ohne all diese Perioden durchleben zu können.
Die vier Affen scheinen viel Spaß mit ihren Produktionen zu haben, live wirken sie ebenso wie eine Wucht. Die DVD At the Apollo zeigt einen etwas dumpfen, wenn auch schlagfertig editierten Mitschnitt ihrer Fähigkeiten. Die Art wie sie on stage Blicke tauschen, ihre Gags am Laufen halten und sich über das Publikum amüsieren, hat mir endgültig mein Herz gestohlen. Ich hoffe im kommenden Jahr auf eine Möglichkeit sie zu sehen, ohne mich Festival-Publikum anschließen zu müssen, wie es Ende August in München der Fall hätte sein können.
Andererseits will ich ihnen nicht die Chance nehmen ins Studio zurückzukehren um sich neuen Herausforderungen zu stellen, denn sie wirken als hätten sie auf die eine oder andere Weise noch viel zu sagen.
Please listen to this band. It´s worth your time.
Denn, um auf meine anfängliche Neugier zurück zu kommen, sie sind durch ihren eingängigen Sound zu empfehlen, auch wenn sie sich auf dem neuesten Album nicht gerecht werden.

StrawHat
(würde niemals eine Band aufgrund ihrer ansteigenden Popularität verlassen)
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STRAWPINIONS:

KATEGORIE KEIN ´DRUM RUM:

Absolute (unbekanntere) Anspieltipps: Riot Van**, Mardy Bum, From the Ritz to the Rubble, Balaclava, Do me a Favor, If you were there, beware, 505***, Dance Little Liar, Pretty Visitors, Black Treacle, Library Pictures
Absolute (bekanntere) Anspieltipps: The View from the Afternoon, I bet you look good on the dancefloor, When the sun goes down, Brianstorm, Teddy Picker, Fluorescent Adolescent, My Propeller, Crying Lightning****, Cornerstone, The Hellcat Spangled Shalalala, Don´t sit down ´cause I´ve moved your chair*, Suck it and see


LINKS:

CRYING LIGHTNING MUSIC VIDEO: http://youtu.be/J_G9RRY7SS0
WIKIPEDIA:  http://en.wikipedia.org/wiki/Arctic_Monkeys

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