Samstag, 5. Mai 2012

1.29.2 Deadmau5 - Random Album Title

4.5/10.0

Da ist sie wieder, die mitreissende Leuchtkraft, das ansteckende Grinsen dieser Kugel von Kopf. Doch im Gegensatz zum letzten Monatsöffner For Lack Of A Better Name, leuchtet Deadmau5 auf dem direkten Vorgängeralbum alarmierend rot. Ein Vorbote für die mangelnde Qualität kommender Tracks? Waren bis zur Gänze gepitchte Sounds in Stücken wie Hi Friend! und Konsorten bloß der Anfang meiner Qual?

Nein, es kam größtenteils anders. Random Album Title traf auf weiten Strecken einen House-zugänglichen Fleck in meinem Musikherzen und führte mit diesem während der ersten Sessions klaren Dialog. Schnell wurde mir klar, dass diese Scheibe entscheidend unterschiedlich konstruiert wurde und einem Geduld abverlangt, bis es schließlich Vollgas gibt und das seelenvolle Innenleben auspackt.

Sometimes things get, whatever ist kein Track für klangübliche Lautsprecher. Die Genialität liegt im verspielten Bass und dessen Verbindung mit der einlullenden Kickdrum, die zusammen abgehen und schwingen wie ein Hüpfball auf einer Schaukel. Erstmal angefasst, stimmt einen der antreibende Rhythmus auf die bevorstehende Reise ein, mit jeder weiteren Nummer nimmt das Werk ein zum Tanzen oder Trainieren (beides funktioniert meiner Meinung nach hervorragend in Verbindung mit diesem Album) anregendes Gesicht an. Vorallem Slip kracht erstaunlich eigensinnig durch die Decke, obwohl es dieselbe Strecke ist wie der Anfang und das Ende des Albums.

Die Problematik, die ich letztes Jahr mit dem Chemical Brothers-Album Further angesprochen hatte, das Album nur ungerechtfertigt zerlegen zu können, findet auf Randum Album Title seinen Superlativ.
Das ganze Album ist ein vollständiges Universum aus Trance und Progressive House mit seiner Sonne, dem Dreh- und Angelpunkt, I remember, begleitet von dem mir bis dato relativ unbekannten DJ Kaskade (nicht zu verwechseln mit der deutschen Cascada), der seinen Job im Mittelpunkt eines Deadmau5-Albums nicht übel bewerkstelligt. Aber selbst dieses Lied, mit unkredidiertem obschon stimmungsvollen und für den Track tragenden Engelsgesang von der Sängerin Haley Gibby, alleine zu hören, bringt nichtmal entfernt die selbe Befriedigung wie sich hinzuarbeiten und das Album als Organismus zu erleben.

Obschon die Faszination von diesem Werk bei mir explosiver Begeisterung begegnete, sind übliche Schwachstellen aber ohne Aufwand zu erkennen. Brazil (2nd Edit) hebt gerechtfertigt selbstbewusst den Fuß über die Grenze der mir erträglichen elektronischen Musik. Derartiger Trance ist für mich geistig nicht fassbar und kippt den guten Geschmack für mehrere Minuten der Scham, bis der Künstler immerhin wieder auf den Boden zurückkehrt und Effekte auf mich wirft, mit denen ich arbeiten kann, die Sinn für mich machen.
Zudem könnte man argumentieren, dass I remember nicht den leuchtenden Stern dieses Werkes darstellt, sondern das Ende eines von der Sonne bestrahlten Weges. Die zweite Hälfte geht, wenn schon nicht seicht, aber ohne nennenswerte Höhepunkte zu Ende. Als hätte sich der Spaß an der Arbeit auf der anderen Seite gebündelt und dem Rest wurde zu wenig Beachtung geschenkt oder Relevanz zugemessen.

Trotz wirklich wahnsinnig begeisternder Abschnitte bleibt der Kanadier mit Random Album Title ein für mich überschaubarer Künstler, der zwar ab und an mit richtig gutem Zeug aufwartet, sein volles Potential aber noch zurück hält. Wer Unterhaltung im Fitnessstudio braucht, sollte sich an dieser Stelle aber bitte bedienen.

StrawHat
(kommt mit Trance kaum klar)
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TRACKLIST & HIGHLIGHTS:

01 Sometimes things get, whatever
02 Complications
03 Slip
04 Some kind of blue
05 Brazil (2nd Edit)
06 Alone with you (Original Mix)
07 I remember (with Kaskade)
08 Faxing Berlin (Piano Acoustic Version)
09 Faxing Berlin
10 Not exactly (Original)
11 Arguru
12 So there I was

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